“Schreib doch hin, was dasteht!”
Literatur übersetzen mit Comic-Beispielen
Projekt von Myriam Alfano und Franziska Hüther
Kurzübersicht
Es wird übersetzt. Aus Comics und Jugendbüchern. Von einer Stilebene in die nächste. Niemand muss die Ausgangssprache kennen. Die Schüler·innen arbeiten allein oder in kleinen Gruppen, manchmal still, es darf auch durcheinandergeredet und diskutiert werden. Es wird abgewogen, verglichen, gestaunt. Es wird gespielt. Es könnte geschimpft und gelacht werden.
Workshopidee
Durch das Zusammenspiel von Bild und Text im Medium Comic/Graphic Novel können die Vorgänge beim Übersetzen auch an kurzen Fragmenten und in relativ kurzer Zeit erfasst und selbst ausprobiert werden. Die Abbildungen transportieren einen Teil der Informationen und ermöglichen eine unterhaltsame, praxisorientierte Textarbeit. In umgangssprachlichen Dialogen können Jugendliche ihre sprachliche Expertise gut einbringen und über spielerische Einheiten können verschiedene Register und Stilebenen vermittelt werden. Eine Sensibilisierung für Kriterien einer gelungenen Übersetzung wird durch ergebnisoffene Übungen erreicht, und der Vergleich mehrerer Lösungen ermuntert zur Mitarbeit ohne den Druck, das Richtige wissen zu müssen.
Bei diesem Workshop wird mit verschiedenen Ausgangssprachen gearbeitet, auch mit Sprachen, die keine·r der Schüler·innen beherrscht. Eine besondere Fremdsprachenkenntnis wird nicht vorausgesetzt, und der Fokus liegt auf einer gelungenen deutschen Fassung. Dazu wird teilweise mit wortgetreuen deutschen Übersetzungen gearbeitet, die als Grundlage für die zu übersetzende Textstelle genutzt werden. Neben Comic-Ausschnitten werden Auszüge aus Jugendbüchern mit dem Schwerpunkt auf umgangssprachlichen Formulierungen betrachtet. Um die Nähe oder Distanz zwischen Original und Übersetzung auszuloten, wird viel gesprochen, gereimt und auf die Wirkung und den Tonfall geachtet. In spielerischen Übungen werden (Comic-)Texte analysiert, Reime gezwirbelt, Redewendungen übertragen und Dialoge stilistisch eingeordnet. Der in Sprechblasen beschränkte Platz wird genutzt, um knappere Lösungen zu erarbeiten, die dann auch von den Jugendlichen „gelettert“, also von Hand in die Sprechblasen eingetragen werden.
Lebendiges Highlight zum Abschluss: Ein Translation Slam, in dem illustrierte englische Redewendungen (“You wish!”) ratend übersetzt werden und der die erarbeiteten Erkenntnisse vertieft und zusammenfasst.
Ziel des Workshops ist es, die Jugendlichen für die verschiedenen Register einer Sprache (auch der Muttersprache), für die vielfältigen Möglichkeiten der Übersetzung und die jeweils erreichte Wirkung zu sensibilisieren.
Die Arbeit mit Comics und Jugendliteratur motiviert, und die unterschiedlichen Herkunftssprachen der Teilnehmer·innen können eingebracht werden. In diesem konkreten Fall hatten 10 von 12 Jugendlichen mindestens eine weitere Muttersprache.
“Ich nehme mit, dass Sprache formbar ist und das ist was Schönes” Schüler·in
Format:
- Workshop an Schulen oder im Freizeitbereich (Bibliothek)
Gruppenstärke:
- Maximal 12 Schüler·innen, ab Klassenstufe 10
Ziele und Wirkungen:
- Bewusstsein für Sprache und Übersetzen schärfen
- Stilbewusstsein trainieren und Vielfalt der Ausdrucksmöglichkeiten erschließen
- Wirkungsäquivalenz vs. Texttreue ausloten
- Textsorten und Stilebenen unterscheiden und nachbilden
- Verknappung und Reimen üben
- Zusammenhang Bild und Text mitdenken
- Interesse für das Spiel mit Sprache wecken, Kreativität im Ausdruck fördern
- für die eigene Sprachkompetenz sensibilisieren
- Ausdrucksmöglichkeiten ausloten: Schimpfwörter, Synonyme, Reime, Register etc.
- Interesse am vielseitigen Comic-Genre wecken und fördern
Dauer:
- 2 Sitzungen à 5-6 Stunden
Material:
- Arbeitsblätter, Stift, Papier, Pauspapier
- Flipchart und Beamer mit PC
- Bücher verschiedener Genres, möglichst in Übersetzung und Originalsprache für eine Kennenlernrunde und Einstieg ins Thema (optional)
- Evtl. Buchgeschenk
Textmaterial:
- die Arbeitsblätter und die PowerPoint-Präsentation “Translation Slam”
- ggf. weitere Comicstrips (bspw. Garfied oder Donald Duck), ggf. vorbereiten: Comic-Panels mit leerer Sprechblase, dazu Original zur Projektion
- ggf. Buch Gulraiz Sharif: „Ey hör mal!“ (bzw. entspr. Arbeitsblatt “Übersetzungskritik”)
- ggf. Ausschnitte aus Graphic Novels von Daria Bogdanska sowie von Magnhild Winsnes (für Methode “Verknappung”
Setting:
- Raum mit Tischen und Stühlen, Hufeisen mit Zweiertischen oder alle um einen großen Tisch. Möglichkeit zur Arbeit in 2er oder 3er Gruppen
- diejenigen, die gemeinsam an einem Text arbeiten, sitzen zusammen
Räumliche Voraussetzungen:
- Arbeit in Bibliothek oder im Klassenzimmer, Flipchart u./o. Beamer sind notwendig.
Vorbereitung/Aufwand:
- ggf. Comics vorbereiten (Blätter mit leeren Sprechblasen)
Sprachen:
- Sprachübergreifend ausgelegt mit Schwerpunkt Deutsch; lässt sich gut für Englisch/Französisch anpassen; lässt sich auf weitere Sprachen übertragen
“Mir hat alles gut gefallen!” Schüler·in
“Comics sind schwerer als erwartet” Schüler·in
Über den Workshop von Myriam Alfano und Franziska Hüther
Das Projekt wurde von den beiden Literaturübersetzerinnen an der Erich Kästner IGS in Kranichstein in der Jahrgangsstufe 10 durchgeführt. Nach der Vorstellung des Projekts in den einzelnen Klassen, hatten 14 Schüler·innen die Möglichkeit, sich einzuwählen. Der Workshop fand an zwei Tagen statt. Das Erstaunen über die Leistungen von Literaturübersetzer·innen war mindestens ebenso groß, wie das Erstaunen über die eigenen Sprachkompetenzen. Gearbeitet wurde mit den Ausgangssprachen Dänisch, Schwedisch, Norwegisch und Englisch. Die Schüler·innen trugen Beispiele in Arabisch, Farsi, Italienisch, Kurdisch, Paschtu, Polnisch, Spanisch und Türkisch bei.
“Hätten man beim Übersetzen nur immer einen solch kompetenten Trupp zur Seite!” Workshopleiterin
Über Myriam Alfano
Myriam Alfano ist Literaturübersetzerin und freie Dozentin. Sie übersetzt seit über fünfzehn Jahren italienische und spanische Belletristik und Graphic Novels und leitet Übersetzerworkshops.
Davor hat sie Romanische
Myriam Alfano kann für Veranstaltungen und Fortbildungen z.B. in Schulen angefragt werden: Kontakt hier.
Über Franziska Hüther
Franziska Hüther studierte Skandinavistik und Germanistik mit den Schwerpunkten Kinder- und Jugendliteraturwissenschaften und literarisches Übersetzen in Frankfurt am Main und Reykjavík. Nach Erlangen des Magisters führte sie ihr Studium in Island fort und arbeitete anschließend mehrere Jahre als Sprachdozentin für Isländisch und Dänisch, unter anderem an einer Sprachschule in Dänemark. 2017 kehrte sie nach Deutschland zurück und machte sich als Übersetzerin selbstständig. Seitdem übersetzt sie Romane, Krimis, Kinder- und Jugendliteratur sowie Graphic Novels aus dem Dänischen, Schwedischen und Norwegischen. Für ihre Übersetzung von Marianne Kaurins Irgendwo ist immer Süden wurde sie 2021 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet.
Franziska Hüther kann für Veranstaltungen und Fortbildungen z.B. in Schulen angefragt werden: Kontakt hier.
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Methode "Comicstrips übersetzen" - dazu ArbeitsblattVorschau/Download
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Arbeitsblatt "Comicstrips übersetzen"Vorschau/Download
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Methode "Verknappung üben" - dazu ArbeitsblattVorschau/Download
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Arbeitsblatt "Verknappung üben"Vorschau/Download
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Methode "Verknappung / Lettering"Vorschau/Download
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Dozentenhandreichung "Reime übersetzen"Vorschau/Download
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Arbeitsblatt "Reime übersetzen"Vorschau/Download
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Methode "Slam it" - dazu Arbeitsblatt und PräsentationVorschau/Download
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Arbeitsblatt "Slam it"Vorschau/Download
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Präsentation "Slam it" - dazu MethodeVorschau/Download
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Methode "Stilebenen"Vorschau/Download
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Methode "Übersetzung im Vergleich"Vorschau/Download
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Arbeitsblatt 1 "Übersetzung im Vergleich"Vorschau/Download
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Arbeitsblatt 2 "Übersetzung im Vergleich"Vorschau/Download
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