Tout ça Tout ça – Theater übersetzen
Tout ça Tout ça – Theater übersetzen
Foto: Hauke Kleinschmidt
Tout ça Tout ça – Theater übersetzen
Tout ça Tout ça – Theater übersetzen
Foto: Hauke Kleinschmidt
  • Deutsch
  • Französisch
  • 8.–11. Klasse
  • Dialoge
  • Lesung
  • Oberstufe
  • Präsentation
  • Self-Empowerment
  • Theater

Tout ça Tout ça – Kollektives Übersetzen eines Jugendtheaterstückes

mit dem Jugendclub “Theater und Übersetzen” und mit abschließender Lesung

Projekt von Corinna Popp

Kurzübersicht

In einem zweisprachigen Theaterjugendclub werden Szenen aus einem französischen Theaterstück für Kinder und Jugendliche („Tout ça Tout ça“ von Gwendoline Soublin) ins Deutsche übersetzt und in einer szenischen Lesung vor Publikum präsentiert.

Format:
  • Zweisprachiger Theaterjugendclub mit Schwerpunkt Übersetzung und abschließender szenischer Lesung
Gruppenstärke:
  • sechs bis zwölf Jugendliche
Ziele und Wirkungen:
  • Verbesserung der Zweit- oder Fremdsprache, aber auch der Sprach-und Schreibkompetenz im Deutschen
  • Sensibilisierung für Literatur und stilistische Nuancen (insbesondere durch die Figurenrede in Theaterstücken)
  • Schaffen eines Gruppenbewusstseins über eine Sprachgrenze hinweg
  • Stärkung des Selbstbewusstseins jedes Einzelnen durch den Prozess des Übersetzens, die Theaterübungen und die öffentliche Präsentation am Ende
Dauer:
  • zehn Sitzungen von jeweils zwei bis drei Stunden, davon zwei ausschließlich zum Proben für die szenische Lesung (welche nicht länger als eine Stunde dauern sollte)

Wirkungen:

  • Gefühl, gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen, über sich hinauszuwachsen, aus sich heraus zu gehen
  • gewonnenes Bewusstsein für die Bedeutung der Übersetzung und für die eigenen Sprachkompetenzen
  • Einblicke in die Arbeitsfelder eines Stadttheaters, Heranführung an die Berufspraxis des Schreibens und Übersetzens
Material:
  • Fassung des zu übersetzenden Stückes in der Originalsprache (einmalig für alle Teilnehmer·innen ausgedruckt)
  • dazu Informationen und Sekundärmaterialien zum Stück und der/dem Autor·in
  • Für jede Sitzung jeweils eine Szene auf Papier (evtl. bereits mit einer deutschen Rohübersetzung) für jede·n Teilnehmer·in
  • Bunte Kärtchen für Mindmapping oder Flipchart
  • Für die Lesung: evtl. Bastelmaterial für Requisiten/ Musikinstrumente/ Kostümelemente
Setting:
  • Probebühne oder Probenraum: In den Workshop-Sitzungen wird eine Textfassung des Stückes in der eigenen Übersetzung der Jugendlichen als Gruppe erstellt
  • Bühne für die Abschlusspräsentation (szenische Lesung der kollektiven Übersetzung)
Räumliche Voraussetzung:
  • eine kleine Probebühne im Theater, in der Schule Theater- oder Turnraum. Es sollte ausreichend Platz sein, um sich bewegen zu können
  • Stühle
  • Technische Ausstattung ist nicht unbedingt nötig, ein Tonzuspielgerät für Musik ist hilfreich für Warm-Ups. Ein Beamer wird nicht gebraucht
  • Für die Lesung: kleine Studiobühne/ Schultheaterbühne/ bühnenähnlicher Raum mit Plätzen für Zuschauer. Auf der Bühne langer Tisch mit Stühlen dahinter, Licht, wenn vorhanden Tischmikrophone, Möglichkeit einer Tonzuspielung / Musik
Vorbereitung/Aufwand:
  • Vorbereitung jeder einzelnen Sitzung (ca. 2-3 Stunden): Textausschnitte aus dem Stück auswählen, gegebenenfalls Teile als Rohübersetzung anfertigen und ausgedruckt mitbringen, an der in der Sitzung weitergearbeitet wird
  • Warm-Ups / Spielanweisungen / Schreibaufgaben sowie Aufgaben für zu Hause vorbereiten
  • Vor Workshop-Beginn die Rechte am Text beim Verlag anfragen und evtl. anfallende Kosten klären
Sprachen:
  • Deutsch und Französisch (übertragbar auf alle Sprachen – wichtig ist, dass alle Teilnehmer*innen mindestens Grundkenntnisse der zweiten Sprache besitzen. Übersetzt wird aus der zweiten Sprache ins Deutsche)

Workshopidee

Der Workshop begreift das Übersetzen für das Theater als Vorgang, der nicht nur am Tisch stattfindet. Er verbindet die Übersetzung eines Stücktextes aus einer Fremdsprache mit der Heranführung von Jugendlichen an das szenische Spiel, zum Beispiel im Rahmen eines Jugendclubs an einem Theater.

Die Jugendlichen setzen sich mit Sprache als einem der zentralen Mittel des Theaters auseinander und machen die konkrete Erfahrung, was anders ist, wenn man ein Theaterstück übersetzt oder einen Roman. Worin besteht der künstlerische Part des Übersetzens für das Theater? Was ist gemeint, wenn vom Rhythmus eines Textes die Rede ist? Und wieso ist Übersetzen immer auch Schreiben in der eigenen Sprache?

Wir arbeiten während des Workshops an ausgewählten Szenen eines Jugendtheaterstücks und einigen uns im Kollektiv auf eine deutsche Übersetzung. So entsteht nach und nach aus dem französischen Originaltext eine gekürzte deutsche Bühnenfassung des Theaterstücks. Diese Übersetzung wird im Workshop immer sofort ausprobiert, indem die Teilnehmer*innen den Text mit verteilten Rollen laut sprechen und nach szenischen Umsetzungsmöglichkeiten suchen.

Das Ziel des Workshops ist es, eine Gruppe Jugendlicher über die französisch-deutsche (Sprach)grenze hinweg zu einem künstlerisch arbeitenden Team zu formieren. Die Teilnehmer·innen sollen für die Bedeutung der Übersetzung und die Vielzahl von Möglichkeiten, die beim Übersetzen aufscheinen, sensibilisiert werden und ihre eigene Mehrsprachigkeit und sprachliche Kompetenz als künstlerische Qualität begreifen lernen.

Am Ende des Workshops wird die erarbeitete Fassung in einer szenischen Lesung vor Publikum auf die Bühne gebracht.

Meine Lehrerin hat nach der Lesung zu mir gesagt, dass sie mich kaum wiedererkannt hat, weil ich sonst immer so schüchtern bin und im Unterricht fast nie was sage.
Kursteilnehmerin
Tout ça Tout ça – Theater übersetzen
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Fotos: Hauke Kleinschmidt
Tout ça Tout ça – Theater übersetzen
Tout ça Tout ça – Theater übersetzen
Tout ça Tout ça – Theater übersetzen

Über den Workshop von Corinna Popp

Der Workshop wurde 2019 am Saarländischen Staatstheater in Saarbrücken als deutsch-französischer Jugendclub unter dem Namen „Le Club“ angeboten.

Die Besonderheit des zweisprachigen Jugendclubs liegt auf der Verbindung von Theater und Übersetzung. Das Übersetzen eines Theaterstücks aus dem Französischen ins Deutsche wird als praktische Theaterübung genutzt. Unter der Leitung von Corinna Popp, Schauspieldramaturgin und Literaturübersetzerin, arbeiten die Teilnehmer·innen gemeinsam an einer gekürzten Fassung des Theaterstücks „Tout ça Tout ça“ der jungen Autorin Gwendoline Soublin für Kinder und Jugendliche ab ca. 9 Jahren.

Das Stück handelt davon, welche Wirkung die andauernden Katastrophenmeldungen in den Nachrichten auf Kinder und Jugendliche haben: Ehsan, 14 Jahre alt, ist von zu Hause verschwunden. Seine 8-jährige Schwester Chalipa und Sam, ein Mädchen aus der Nachbarschaft, das auf die Geschwister aufpassen sollte, während der alleinerziehende Vater verreist ist, finden einen Abschiedsbrief in seinem Zimmer. Darin erklärt er, dass er den gegenwärtigen Zustand der Welt mit all ihren Kriegen und Umweltkatastrophen nicht länger erträgt und dass er weggeht. Sie vermuten das Schlimmste, aber als Nelson, der 4-jährige Nachbarsjunge, behauptet, er hätte Ehsan beim Eingang des hauseigenen Luftschutzbunkers im Garten gesehen, setzen sie alle Hebel in Bewegung, um ihn da wieder herauszubekommen. Am Ende erfahren sie im Radio, dass Ehsan gar nicht im Bunker ist, sondern am Strand von Le Havre mit der Hand ein Grab für einen gestrandeten toten Wal schaufelt und damit eine weltweite Welle des Tierschutz-Aktivismus ausgelöst hat.

In acht Workshop-Sitzungen arbeiten die Teilnehmer·innen an ausgewählten Szenen des Stückes und übersetzen im Kollektiv. Dabei werden mögliche Übersetzungsvarianten diskutiert und szenisch erprobt. Der Fokus liegt darauf, dass der übersetzte Text von den Jugendlichen selbst laut gesprochen wird und sie die Übersetzung(en) so auf Rhythmus, Ton und Sprachfluss hin überprüfen können. Außerdem sollen die Teilnehmer·innen an eine eigene Schreibpraxis und an das Theaterspielen herangeführt werden und Theaterprozesse wie das Erstellen einer Stückfassung kennenlernen. Am Ende bringen sie selbst die erarbeitete deutsche Übersetzung als szenische Lesung auf die Bühne, welche in den zwei letzten Sitzungen geprobt und vorbereitet wird. Diese Lesung fand im November 2019 im Rahmen des 13. Theaterfestivals „Primeurs“ im Theater im Viertel in Saarbrücken statt.

Es war beeindruckend, mit welcher Klarheit und Ernsthaftigkeit die jungen Menschen gespielt und sich dem Text gestellt haben. Besucher der Lesung
Über Corinna Popp

Corinna Popp studierte Theaterwissenschaften und Germanistik in Paris. Sie hat an Theatern in Deutschland und Frankreich als Dramaturgin, Regieassistentin, Regisseurin, Dolmetscherin und Übertitlerin gearbeitet und mehrere Jugendclubs geleitet. Zuletzt war sie als Schauspieldramaturgin am Saarländischen Staatstheater in Saarbücken engagiert, wo sie auch das Festival Primeurs für frankophone Gegenwartsdramatik betreut hat. Seit 2013 übersetzt sie Literatur und Theaterstücke aus dem Französischen und hat z.B. Werke von Alain Badiou, Antoine de Saint-Exupéry oder Jérôme Meizoz ins Deutsche übertragen. Sie lebt in Hamburg.

Corinna Popp kann für Veranstaltungen und Fortbildungen z.B. in Schulen angefragt werden: www.corinnapopp.de

Eine tolle Möglichkeit, junge Menschen an Theater heranzuführen und den interkulturellen Dialog zu beseelen. Besucherin der Lesung

Das Stück „Tout ça Tout ça“ von Gwendoline Soublin ist in der Übersetzung von Corinna Popp unter dem deutschen Titel „Und alles“ in der Edition „Scène 22“ erschienen und ist auch über den Verlag Felix Bloch Erben Berlin beziehbar, der die Rechte vertritt.

Hier geht es zum Programmpunkt im Festival Primeurs 2019.

Materialsammlung

Weitere Projekte

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